Login
Suche nach Benutzername:
Suche nach Fotografenname:
Kategorie:
Suche nach Verwendungszweck:



Suche nach Bildbearbeitungsrecht:



Suche in Feldern



Format:
Farbe:

- x -



Home / Kunst & Kultur / Nachtleben / Die Musikbox in der Münchner Kultkneipe "Bei Otto" ist verstummt

Die Musikbox in der Münchner Kultkneipe "Bei Otto" ist verstummt

Dieses Bild kannst Du als registriertes und angemeldetes Mitglied kostenlos (und ohne Wasserzeichen) herunterladen und gemäß der
Nutzungsbedingungen und zugewiesenen Nutzungslizenz mit Bildquellenangabe verwenden. Hier geht es zur kostenlosen Registrierung
.
Die Musikbox in der Münchner Kultkneipe "Bei Otto" ist verstummt

Die Musikbox in der Münchner Kultkneipe "Bei Otto" ist verstummt



Download ohne Wasserzeichen 
Format Bildgröße
Web 400 x 267 Pixel
Original 3456 x 2304 Pixel
entspricht 29.26 cm x 19.51 cm (300 dpi)
Anzeige:
  • Bildinformationen

  • EXIF-Infos

Image-ID:
842255
Hinzugefügt am: 05.07.2025 21:38:59
Kategorie: Nachtleben
Bildaufrufe: 4
Downloads:
0
Dateigröße: 2.31 MB
Bildgröße: 3456 x 2304 Pixel

Nutzungsrecht 

Verwendung: Nur redaktionelle Nutzung  
Bearbeitungsrecht: Eingeschränktes Bearbeitungsrecht  
Bildquellenangabe: Alexander Hauk / alexander-hauk.de  / pixelio.de  

Userinfos

Bildbeschreibung

Beschreibung: Eine Oase im Münchner Großstadtdschungel ist verschwunden. Nach einem halben Jahrhundert ist „Bei Otto“ in der Maxvorstadt Geschichte. Die legendäre Musikbox: verstummt. Wirtin Renate und ihre Kneipe genossen Kultstatus. Manchmal begannen die schönsten Abende im Otto bereits auf dem Hinweg. Wenn Eis und Schnee unter den Schuhen knirschten, Kälte die Wangen brennen ließ und der Atem vor dem Gesicht dampfte, dann konnte ein Türglöckchen magische Stunden einläuten. Wer durch die Tür neben dem Fenster mit dem leuchtenden Kugelfisch trat, wurde eingehüllt: in Stimmengewirr, Zigarettenrauch, gedimmtes Licht. Und von einer Wärme, die nicht nur aus der Heizung kam. Wer eintrat, wurde zum Mitspieler in einem Mikrokosmos, in dem der Tresen am Ende des Raums und die Tische davor Bühne, Beichtstuhl und Singlebörse sein konnten. Mittendrin Renate: Blonde Perücke, geschminkte Lippen, lackierte Nägel. Eine Erscheinung, alterslos. Ihr Mann Otto hatte die Kneipe 1975 eröffnet. Nach seinem Tod machte sie als Wirtin weiter. Mit ihrer bestimmten Art hatte Renate ihre Gäste im Griff. Wenn andere Lokale mit dem Alkohol die Aggression servierten, wurde die Stimmung im Otto ausgelassener, die anfänglich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigten Gäste redseliger. Zu vorgerückter Stunde nahm man dann Wanda ab, dass sie mit osteuropäisch klingendem Akzent ihren Lebensunterhalt als Wahrsagerin verdiente, lauschte gespannt den Anekdoten von Franz, der nach einer Fußballerkarriere beim TSV 1860 München viele Jahre international als Reporter für den Bayerischen Rundfunk gearbeitet hat und sang leidenschaftlich mit, wenn Friedel den Comedian-Harmonists-Klassiker „In einem kühlen Grunde“ anstimmte. Geschmückte Wände, ausgeschmückte Geschichten Je später der Abend, desto ausgeschmückter die Geschichten, die man sich im Kerzenschein an den Tischen mit den grünen Deckchen erzählte, ergänzt um Halbwahrheiten und Lebensweisheiten. Der „Türkheimer“ erzählte von einer Kommune in Spanien, die angeblich RAF-Terroristen Unterschlupf bot. Vielleicht war’s erfunden, vielleicht nicht. Egal. Hauptsache die Gesprächsthemen gingen nicht aus. Wer bierselig zu sehr ins Schwadronieren geriet, durfte sich auf ein trockenes „Jetz is aber guad“, von Renate gefasst machen. Das kam nicht oft vor, denn Wirtin und Gäste schienen eine geheime Absprache getroffen zu haben: Solange der Umgang respektvoll und die Stimmung gut waren, blieb das leere Getränk vor einem nicht unbedingt das letzte an diesem Abend. „Magst no oans?“, fragte Renate dann mit einer von vielen Unterhaltungen geformten Stimme, die klang, als ob sie am Vorabend eine Rocksängerin geborgt hatte. Sechs Lieder für zwei Mark Den besten Überblick in den schmalen, langgezogenen Raum hin zum Tresen am anderen Ende bot die Bank links vor der Eingangstür. Der Platz war bei Unentschlossenen beliebt, die Pläne für den Abend schmiedeten. Die Gäste am Tisch davor saßen am nächsten zur Rock-Ola 450, einer Musikbox, die Kuriosum und Heiligtum war. Für einen Euro – später zwei –, den Renate am Tresen in ein 2-DM-Stück tauschte, konnten Stammgäste nach Einwurf der Münze sechs Lieder per Tastendruck auswählen. Wer im Otto kein bekanntes Gesicht war, erhielt erst einmal eine Einführung von Renate: „Tasten nicht zu fest drücken. Erst weiter wenn die letzte Taste eingerastet ist. “ Die Einweisung war durchaus notwendig. Zu oft hatten Unwissende die leuchtenden Tasten und die darunter liegende Mechanik der Rock-Ola 450 mit zu viel Kraft malträtiert und die Anlage außer Betrieb gesetzt. Wer alles richtig machte und die Tastenkombination 1-3-3 drückte, dem gaben die Rolling Stones nach einem kräftezerrenden Arbeitstag mit „Time is on your side“ neue Energie. Zu den oft gespielten Klassikern zählten „Über sieben Brücken musst du gehen“ (1-4-7) in der Version von Peter Maffay und „Irgendwann bleib i dann dort“ (1-5-7) von STS. Die Lautstärke aus den Boxen war perfekt abgestimmt, um entspannt Gespräche führen zu können. Wenn sich irgendwann am Abend Reinhard Fendrichs „Weus’d a Herz hast wi a Bergwerk“ oder Carlos Santanas „Samba Pa Ti“ wie ein wohliger Klangteppich über den Raum legten, sahen sich verliebte Pärchen tief in die Augen und die anderen gedankenverloren vor sich hin. Keine Automaten für Glücksritter Auf dem Tisch direkt neben der Musikanlage spendete ein Leuchtglobus sanftes Licht und inspirierte zu Gesprächen über bisherige und künftige Reiseziele. Ein weiterer Tisch, der zum Tresen nächste, war Treffpunkt für Gäste, die öfter vorbeischauten. Einen Spielautomaten gab es nicht. „Des zieht nur das falsche Publikum an“, sagte Renate. Dabei wäre durchaus Platz gewesen, im Gang hinter dem Tresen, der zu den Toiletten führte. Viel lieber begrüßte Renate Nachbarn, Professoren und Studenten von den umliegenden Universitäten. Oft kamen auch Schauspieler und Theaterleute vom nahegelegenen Volkstheater, um ihren Bühnenerfolg im Otto zu feiern. Die holzvertäfelte Wand neben dem Tresen war voller Autogrammkarten mit aus dem Fernsehen bekannten Gesichtern. Direkt darunter hingen Dutzende Postkarten, die Gäste aus dem Urlaub an Renate und ihre Helfer geschrieben hatten. Bei Otto war weder Instagram-Spot noch Craftbeer-Himmel. Das Bier kam nicht aus einem Fass, sondern die Getränke wurden in Flaschen ausgegeben. Auf Wunsch auch mit Glas. Die Kneipe war eine Boazn wie aus dem Bilderbuch. Dieses wunderbar bayerische Wort für eine Kneipe, die nicht modern sein will und genau deshalb so zeitlos ist. Während der Raum über Jahrzehnte nahezu unverändert blieb, wurden die Menschen darin langsam älter oder neue Gäste kamen hinzu. Selbst wenn Renate etwas hätte ändern wollen, sie hätte es nicht gedurft. „Wennst jetz was Neues hinstellst, is des ned mehr bei Otto“, hieß es dann von den Gästen. So war die Zeit spurlos über die braune Fasertapete, Tische, Stühle, Barhocker und Bilder vorübergezogen. Eine von wenigen sichtbaren Ausnahmen war Gunter Gabriels Gitarre, vom Musiker signiert. Seit einem Filmdreh 2016 hing sie an der Wand neben dem Tresen. Die größte Veränderung der vergangenen 15 Jahre hatte gar nichts mit der Einrichtung zu tun. Die größte Änderung brachte das Nichraucherschutzgesetz. Als sich die Bayern in einem Volksentscheid 2010 für einen Nichtraucherschutz aussprachen, blieb auch das Otto nicht von einem Rauchverbot verschont. Die rauchfreie Luft war anfangs gewöhnungsbedürftig, hatte aber den Vorteil, dass Haare und Kleidung am nächsten Tag nicht mehr nach Aschenbecher rochen. Unter den letzten Gästen im Otto war Christian Ude. Der ehemalige Münchner Oberbürgermeister brachte sein Bedauern auf Facebook zum Ausdruck: „Ach Otto! Nun ist es endgültig aus. Aus und vorbei. “ Ein Transporter, zwei Männer: An einem Donnerstagvormittag wurde die Rock-Ola 450 hinausgeschoben. Ein stiller Abschied. Wie es mit dem Ort weitergeht, ist unbekannt. Wer nun in der Gabelsbergerstraße in Höhe der Hausnummer 64 vorbeiläuft, steht vor einer verschlossenen Tür. Manche sehen und hören an dieser Stelle in Gedanken mehr, erinnern sich an Umarmungen, Abschiede und Neuanfänge. An Debatten über Gentrifizierung, Giesing, und die erste Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg. Und an eine Wirtin mit großem Herz.
Schlüsselwörter: , kostenlose bilder

Bildbewertung 

Bewertung:
Bewertungen: 0 / Durchschnitt: 0

Farbtonsuche

Leuchtkästen 

Privater:
Öffentlicher:
Kamerahersteller: Canon
Kameramodell: Canon EOS 350D DIGITAL
Bildausrichtung: Horizontal (normal)
Belichtungsdauer: 1/6
Blende: 3.5
ISO Empfindlichkeit: 400
Belichtungskorrektur: 0
Belichtungsmodus: Automatische Belichtung
Blitz:
Brennweite: 18.0 mm (35 mm equivalent: 29.2 mm)
Farbraum: sRGB

Histogramm

Veranstaltungshinweis